Bürokauffrau goes Bloggerin

„Jetzt schreibe ich!“ – mein Herzensprojekt.

Schon als junges Mädchen habe ich gerne Geschichten geschrieben – angeregt durch meine damals abonnierten Zeitschriften („Minnie“ und „Wendy“ sei Dank!) – und während meiner Schulzeit fiel es mir leicht Diktate zu schreiben, ich schien einen Blick dafür zu haben welche Worte richtig geschrieben sind und welche nicht. Es kommt mir mit Sicherheit auch zugute, dass ich schon immer viel gelesen habe. Jedoch habe ich das Schreiben eigener Texte einige Jahre lang nicht weiter verfolgt. Durch meinen Hang zum Schreiben verwundert es nicht sonderlich, dass ich als Bürokauffrau meinen Platz im Berufsleben gefunden habe.

Mein ganzes liebes langes bisheriges Berufsleben verbrachte ich damit Briefe zu schreiben. Immer und immer wieder. Jeden Tag. Wäre ich nachts um drei Uhr geweckt worden, hätte ich dir aus dem Gedächtnis einen kompletten Geschäftsbrief schreiben können, so tief waren manche Formulierungen in meinem Kopf, ja .. fast schon „eingebrannt“. Dabei sind es nicht mal meine Worte die ich zu Papier brachte. Es sind die Worte Anderer. Chefs, Kolleginnen, anderer Vorgesetzter, Kunden. Jeden Tag schrieb ich das was andere wollten, dabei habe ich selbst so viel zu sagen.

Korrekturlesen, Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung – all das übernahm dabei ich. Meine Finger schmerzten nach manchen Arbeitstagen. Aus gesprochenem Wort hatte ich Briefe und Schriftsätze gezaubert. Mein Name tauchte jedoch nirgendwo auf, niemand der diesen Brief bzw. Schriftsatz je in Händen hielt würde von mir erfahren. Niemand würde wissen, dass ich diejenige war, die den Brief zu Papier gebracht hat. Lediglich ein winziges Kürzel bzw. Diktatzeichen wies darauf hin. Die stille Kraft im Hintergrund – es war als gäbe es mich gar nicht. Zumindest nicht nach außen sichtbar.

Sichtbarkeit.

Aber möchte ich das überhaupt sein – sichtbar? Als introvertierter Mensch kann das durchaus schon mal zum Problem werden, vorallem wenn man – wie ich – extrem ungern im Mittelpunkt steht. Wahrscheinlich habe ich den Job deshalb auch so lange gemacht.

Nach über fünf Jahren stand für mich endgültig fest, dass ich diesen Job nicht mehr machen möchte. Auch wenn ich Spaß daran hatte. „Da muss es doch noch etwas Anderes geben!“ – ich wollte nicht ungesehen im Backoffice „versauern“, ich wollte meine Hilfsbereitschaft mehr nutzen. Nach längerer Suche hatte ich ihn gefunden: Den vermeintlichen Traumjob. Ich bewarb mich auf eine Stelle in der Kundenbetreuung einer anderen Firma – und wurde prompt eingestellt. Meinen sicheren Hafen habe ich verlassen um mich ein Stück weit selbst zu verwirklichen. Der Kundenkontakt war absolut erfüllend, das Feedback war rundum positiv – von Kunden und Kolleginnen. Nur mein ehemaliger Chef war nicht rundum zufrieden – und so bin ich bei meiner Selbstverwirklichung ordentlich auf die Nase gefallen. Vier Monate nach meinem Jobwechsel aus meiner Festanstellung heraus saß ich bereits ohne Arbeit zuhause. Es kann ja nicht alles gut gehen!

Da saß ich also: Zuhause. Ohne Arbeitsstelle. Ohne Geld. Aber ich hatte genug Zeit – Zeit um ein paar Träume zu verwirklichen. Die Idee selbst zu schreiben war, auch wenn ich sie jahrelang nicht weiter verfolgt hatte, nie weg – und so erstellte ich im April 2017 diese Webseite und startete somit diesen – meinen – Blog. Meine Worte, meine Gedanken, meine Bilder, meine Ideen, mein Baby. Gibt es etwas Persönlicheres?

Und wie wird überhaupt mein Umfeld reagieren? „Ich schreibe jetzt!“ – „Worüber?“ – Gute Frage! Worum soll es überhaupt gehen? In einer Memo-App auf meinem Smartphone sammele ich fleißig Themen, über die ich gerne schreiben möchte. Schnell kamen zwei Dutzend Ideen zusammen und die ersten Beiträge waren begonnen. Mich konnte nichts bremsen, hatte ich das Gefühl.

Anfangsschwierigkeiten.

Jedoch kommt es bereits in den ersten Wochen und Monaten etwas anders – ab und zu habe ich kleinere Schreibblockaden, mich packt die Perfektionswut und ich finde viel zu oft nicht die richtigen Worte. „Ist das gut? Versteht man das? Kann ich das so lassen?“ Einige Beiträge sind angefangen und nicht fertig gestellt. Über andere Sachen ist es für mich schwierig zu schreiben. Wie fange ich die Texte an? Ist das worüber ich schreiben will überhaupt für meine Leser interessant? Und wer sind überhaupt meine Leser? Wen will ich damit erreichen?

Aber wie steht es überhaupt um meine Homepage? Ist die vollständig? Kann ich etwas verbessern? Wer wäre da besser geeignet als andere Blogger. Etwas hilflos wende ich mich also an die Bloggercommunity bei Facebook, die sich als sehr hilfsbereit herausstellt: Eine andere Bloggerin schaut sich freundlicherweise meine Homepage an und gibt mir eine ausführliche Rückmeldung. „Impressum fehlt, Datenschutzerklärung unvollständig, Artikel sind etwas strukturlos und viel zu lang.“ – ihr Urteil ist knallhart ehrlich, aber auch ziemlich demotivierend. Dennoch bin ich unheimlich dankbar für ihr Feedback und die Zeit die sie sich genommen hat – und versuche die Dinge, die sie angemerkt hat, zu ändern. In den Tagen nach ihrem Feedback vervollständige ich mein Impressum und lasse mir eine Datenschutzerklärung für meine Homepage maßschneidern.

Mit Kritik umgehen können ist ja immer so ein Thema… Dazu kommt, dass ich im Juni 2017 – für meine Verhältnisse – wahnsinnig viele Dinge in meinem Kalender stehen habe. Meine freie Zeit will ich nutzen: Seminar, Termine, Treffen mit Freunden, Konzertbesuche, Reisen, Netzwerktreffen. An meinen Blogartikeln arbeite ich teilweise vom Bahnsteig aus. Zwischen den Terminen bleibt aber teilweise kaum Zeit zum Schreiben, schon gar nicht während der Autofahrt. Wie machen das andere?

Terminmäßig gesehen schlimmer war nur noch der Monat Juli 2017: Konzertbesuch, ein halbes Dutzend Coaching-Termine, Treffen mit Freunden, Netzwerktreffen, Vorstellungsgespräch. Spaßeshalber habe ich mal geschaut an wie vielen Tagen ich eigentlich komplett zuhause war, ich zähle vier. V-i-e-r. Vier ganze Tage, an denen ich nicht ein einziges Mal das Haus verlassen habe. Wow. Das wäre früher nie denkbar gewesen, da ich jemand bin der sehr gern und viel zuhause ist und das auch genießen kann. Durch meinen Aktivitätstracker weiß ich mittlerweile auch, dass ich zuhause täglich zwischen 3 und 4 Kilometer zurücklege.

Da ich die Qualität meiner Artikel jedoch nicht leiden sehen möchte, waren es im Juni „nur“ drei veröffentlichte Artikel, im Juli lediglich zwei.

Facebook-Werbeanzeigen.

Ständig bekomme ich Erinnerungen von Facebook, dass ich meine Artikel bewerben soll. Facebook interessiert es nicht, dass ich unterwegs bin und wenig Zeit habe. Was soll das? Was soll der Druck? Das möchte ich nicht. In der Bloggercommunity lese ich, dass die Reichweite von Beiträgen bei Facebook gekürzt wird, wenn man nicht bewirbt. Na toll! Da macht das Schreiben doch richtig Spaß.

Vergleiche und Selbstfindung.

Ein wenig schüchtert es mich ein, dass ich in den ganzen Blogger-Gruppen so viele tolle Beiträge finde. Kann ich da mithalten? Mein Blog ist doch noch so jung. Aufgeben ist ansich nicht meine Art – aber die Konkurrenz schläft auch nicht. Viele haben sogar ähnliche Themen wie ich. Mir war gar nicht bewusst, dass mittlerweile so viele Leute schreiben. Bin ich wirklich gut genug um gegen andere konkurrieren zu können? Für mich geht es in dem Sinne ja (noch nicht?) um etwas, der Blog ist mein absolutes Hobby- bzw. Herzensprojekt. Aber Leser hätte ich schon ganz gerne, wenn ich mir schon die Mühe mache meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Wo finde ich meine Zielgruppe? Wo finde ich die Leute die das interessiert was ich zu sagen habe? Wie oft muss ich Beiträge teilen damit sie gesehen werden? Herrje, das ist schwieriger als ich dachte.

Und was unterscheidet überhaupt meinen Blog von anderen? Was macht ihn einzigartig? Das berühmt-berüchtigte Alleinstellungsmerkmal von dem immer gesprochen wird. Aber was ist das bei mir bzw. meinem Blog? Alles Fragen, die in meinem Kopf herumschwirren. Eigentlich möchte ich nicht nur Schreiben, dies soll kein reiner Textblog sein. Also bastele ich an einer weiteren Seite für meine Fotos und einer weiteren für meine Lieblingsmusik.

Gastartikel.

Auf verschiedenen größeren Seiten haben Schreiberlinge – wie ich – die Möglichkeit Gastbeiträge zu veröffentlichen. Diese Chance werde ich in Zukunft nutzen für Themen, die ich nicht auf meinem Blog veröffentlichen möchte – anonym, weil es um sehr private Themen geht, die ansich mit meinen Blogthemen nichts zu tun haben.

Meinen ersten Gastbeitrag im „Leipziger Handwerkskurier“ habe ich zwischenzeitlich veröffentlicht. Es handelt sich um eine geringfügig abgewandelte Form meines Blog-Eintrags „Lässt du dich noch coachen oder lebst du schon?“ aus April 2017. Auf diese Veröffentlichung bin ich unheimlich stolz und dankbar für diese Chance – und gespannt ob ich dazu Feedback von außerhalb bekomme. Das Feedback meiner Freunde, Bekannten und Blog-Leser habe ich bereits.

Dein Herzensprojekt.

Wenn du auch anfangen möchtest dein Herzensprojekt umzusetzen – oder es bereits tust – dann lass dir von nichts und niemandem den Spaß daran nehmen! Hör auf dich mit anderen zu vergleichen, mach dein eigenes Ding. Suche dir am besten einen Mentor, der eventuell bereits da ist wo du hinwillst, dir dabei hilft besser zu werden, dir Feedback gibt, dich unterstützt. Dir regelmäßig Feedback zu holen kann nicht schaden.

Lass mich gerne wissen: Was wolltest du schon immer mal umsetzen?

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