1 Jahr 30-Stunden-Woche

2017 habe ich einige Dinge in meinem Leben verändert – ich hatte schließlich genug Zeit. Unter anderem habe ich begonnen in Teilzeit zu arbeiten. Dieser Beitrag ist der siebte einer Reihe, die es im Laufe des Jahres mit insgesamt acht Beiträgen geben wird und die ich jeweils mit den Worten „1 Jahr“ und dem jeweiligen Thema kennzeichnen werde. Viel Spaß beim Lesen wünsche ich dir.

Hallo 30-Stunden-Woche.

Vollzeit, arbeitslos, Teilzeit – in 2017 habe ich alle drei durchgemacht. Hängen geblieben bin ich letztendlich bei der Teilzeitbeschäftigung, was in meinem Fall bedeutet, dass ich Montag und Dienstag 8 Stunden arbeite, Donnerstags und Freitags jeweils 7. Mittwoch ist mein freier Tag – jede Woche. Ein bisschen fühlt es sich komisch an zusätzlich zu meinem wöchentlichen freien Tag noch Urlaub zu haben. Immerhin habe ich drei Tage in der Woche frei und für mich. Und ein bisschen fühlt es sich auch komisch an früher zu gehen als meine Kolleginnen mit denen ich im Zimmer zusammen sitze. Die beiden arbeiten Vollzeit.

Aber wie bin ich überhaupt auf die Idee gekommen in Teilzeit zu arbeiten? Immerhin habe ich im Anschluss an meine Ausbildung über 6 Jahre in Vollzeit gearbeitet. Nachdem ich im Januar 2017 vom einen auf den anderen Tag arbeitslos wurde habe ich angefangen umzudenken und die Zeit die ich habe anders zu nutzen als bisher. Ich habe diesen Blog gestartet, den ich schon länger starten wollte, ich habe begonnen mein Leben wirklich zu leben. Nachdem ich während meiner Vollzeitbeschäftigung immer wieder das Gefühl hatte nur vor mich hin zu vegetieren, obwohl ich natürlich immer mal wieder Dinge unternommen, Freunde getroffen und Konzerte besucht habe, wollte ich unbedingt in der Hinsicht etwas ändern und mehr Zeit für mich und meine Hobbies/Interessen haben. Diesen Gedanken konnte ich allerdings überhaupt nicht mehr mit einer Vollzeittätigkeit in Einklang bringen. Wie sollte das gehen – 40 Stunden/Woche arbeiten und noch reisen, Projekten und Hobbies nachgehen, Freunde treffen. Wenn ich das bei anderen sehe wie sie alles vereinen habe ich immer den Eindruck deren Tag hat mehr als 24 Stunden. Ganz ehrlich: Wie machen die das?

Vorstellen kann ich mir höchstens, dass sie das Ganze nicht alleine stemmen. Und ich würde das schon gerne alleine schaffen. Zumal mir bei meinen Hobbies natürlich keiner helfen kann. Oder ist es womöglich nur meine eigene begrenzte Denkweise, die nicht verstehen kann wie das gehen soll?

Jedenfalls habe ich für mich beschlossen, dass eine Vollzeitbeschäftigung in Anstellung nicht mit meiner gewünschten Lebensweise vereinbar ist. Denn ich merke selbst, dass seitdem ich in Teilzeit arbeite ich viel mehr auf die Reihe bekomme. Ein zusätzlicher Tag in der Woche steht mir zur Verfügung den ich nach meinen eigenen Wünschen gestalten kann. Ob ich nun ausschlafe oder morgens um 5 Uhr schon vorm Radio sitze – das bleibt mir überlassen. Es ist mein eigener ganz persönlicher freier Tag und diesen Luxus möchte ich nicht mehr missen. Denn als Luxus empfinde ich diese freie Zeiteinteilung wirklich.

Denn ich kenne auch einige Leute die in Vollzeit arbeiten „müssen“, um finanziell über die Runden zu kommen. Mit meinem Teilzeit-Gehalt komme ich ansich gut über die Runden. Finanzielle Engpässe gibt es bei größeren Anschaffungen oder Rechnungen aber immer mal wieder. Aber das wäre bei einer Vollzeitbeschäftigung genauso der Fall.

Auch während meiner aktuellen Teilzeit-Stelle habe ich immer mal wieder Vollzeit – als Urlaubsvertretung und somit nur wochenweise – gearbeitet. Und dabei immer wieder gemerkt, dass ich genau das nicht mehr möchte. Mir fehlt bei einer Vollzeittätigkeit mein geliebter freier Tag. Und genau hier merke ich wieder, wie viel mir dieser Tag bedeutet und bringt. Wenn ich Vollzeit arbeite bin ich viel mehr involviert, kann wesentlich schlechter abschalten wenn ich zuhause bin und unausgeglichen ist gar kein Ausdruck für mein Befinden. Es ist wirklich unglaublich wie viel Ausgleich mir dieser eine Tag in der Woche schafft.

Alles neu?

Vor ein paar Wochen eröffnete mir meine Kollegin, dass sie demnächst gehen wird. Das war erst einmal ein Schock. Das bedeutet für mich, dass ich mich demnächst wieder auf eine neue Kollegin einstellen werde und diese auch einarbeiten darf. Wir sind schließlich „nur zu zweit“. Juhu! … meinem Chef habe ich freiwillig angeboten in der Einarbeitungszeit Vollzeit zu arbeiten. Das macht – gerade bis die neue Kollegin ein wenig eingearbeitet ist – absolut Sinn für mich. Bald bin ich also diejenige mit dem meisten Wissen an dieser Stelle in der Firma. Dabei lerne ich selbst noch jeden Tag Neues hinzu – ich bin schließlich selbst erst ein Jahr dort.

Gerade auf der Arbeit ist zurzeit also erheblicher Umstruktierungswahnsinn. Zumal ab Herbst auch unsere Azubine für ein Jahr aushelfen wird und nächstes Jahr eine Mitarbeiterin wahrscheinlich aus der Elternzeit zurückkehren wird. Das bedeutet, dass es demnächst doppelt so viele Mitarbeiterinnen sind an dieser Position wie aktuell. Wie das Ganze bezüglich Urlaub nehmen und Absprachen laufen wird steht aktuell noch in den Sternen. Gut vorstellen kann ich mir, dass demnächst die Aufgaben bewusst aufgeteilt werden – aber ich versuche das Ganze einfach – möglichst unaufgeregt – auf mich zukommen zu lassen. Auch wenn es mir unheimlich schwer fällt, da ich solche Überraschungen überhaupt nicht leiden kann und mir vorkomme wie eine lebendige Flipperkugel. Das ist sicherlich ein Thema an dem ich noch arbeiten darf.

Wie frei ist diese Freizeit?

Nicht nur meinen zahlreichen Hobbies kann ich in meiner freien Zeit nachgehen, ich bin nach wie vor dabei meine Selbstständigkeit auszubauen und gehe regelmäßig zu Netzwerktreffen. Und auch ein paar meiner Hobbyprojekte habe ich mittlerweile angeleiert. Jedoch werde ich hier absolut Prioritäten setzen und mich fokussieren müssen. Denn alles auf einmal geht – wie so oft – leider nicht. Auch wenn ich das gerne etwas anders hätte.

Jede Woche merke ich aufs Neue wie schnell sich meine freie Zeit nahezu von selbst verplant. Zu tun habe ich tatsächlich immer etwas. Gerade in den letzten Tagen hatte ich beispielsweise unheimlich viele Veranstaltungen, die ich besucht habe. Aktuell bedeutet das einen minimalen Mehraufwand, da mir mein Auto nicht zur Verfügung steht. Da durfte ich erstmal merken, wie sehr ich mich bereits daran gewöhnt habe ein Auto zur Verfügung zu haben und wie sehr es mein Leben erleichtert. Aber auch erschwert – eben wenn es nicht funktioniert.

Mir bedeutet es tatsächlich sehr viel, diesen einen Tag unter der Woche zu haben, an dem ich ausschlafen kann und tun und lassen was ich möchte. Weil eben genau dieser freie Tag auch bedeutet, dass ich ab und zu mal Dienstagsabends einen Veranstaltung besuchen kann ohne am nächsten Tag mit Schlafmangel auf der Arbeit sitzen zu müssen. Für mich hat die Teilzeit-Stelle fast nur positive Seiten. Die eine negative Sache, dass ich ab und an sehr auf mein Geld achten muss, hatte ich ja bereits erwähnt. Dafür überwiegen die positiven Seiten derart, dass ich darüber locker hinweg sehen kann.

Wie sieht es bei dir aus – hast du bereits deine Arbeitszeit reduziert? Oder hast du es vor? Ich freue mich auf deinen Kommentar. 🙂


Der nächste Beitrag aus dieser Serie erscheint am 09.09.2018.

4 Gedanken zu „1 Jahr 30-Stunden-Woche

  1. Ich lese Deinen Blog unheimlich gerne, weil ich mich in jedem Artikel selbst wiederfinde. Als würdest Du meine Gedanken lesen und aufschreiben 🙂
    Auch über Teilzeit mit einer 30-Stunden-Woche habe ich schon sehr oft nachgedacht. Mit Kindern hat man ja noch weniger Freizeit und auf der Arbeit gibt es auch ständig Urlaubsvertretung, Personalwechsel und Einarbeitung von neuen Kollegen.
    Ich möchte aber einfach mehr Freizeit haben, mehr in der Natur sein und nicht immer nur unter Streß stehen. Das tut mir einfach gut.
    Die 30 Stunden werden es wohl nicht werden, aber ich würde sehr gerne wenigstens auf 35 runter gehen. Das möchte ich mir gönnen 🙂 Viele Grüße, Markus

    1. Hallo Markus,

      das freut mich unheimlich, dass ich dich mit meinen Themen abholen kann. 🙂 Ich kann dir die Stundenreduzierung nur empfehlen, zumal du selbst sagst, dass du gerne mehr Freizeit haben möchtest. Es tut unheimlich gut weniger zu arbeiten, andererseits sollte man auch darauf achten, dass dann weniger in die Rentenkasse eingezahlt wird. Ich drücke dir für dein Vorhaben auf jeden Fall die Daumen. Berichte gerne wieder. 🙂

      Alles Liebe,
      Keri

  2. Hallo Keri,

    ich bin wie du ein großer Fan von Freizeit. In letzer Zeit habe ich mir überlegt wieso es mir so schwer viel, mich von meinem Studium zu trennen. Es war die Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit die ich in dieser Zeit genießen konnte. Da ich in klassischen Studentenjobs gearbeitet habe, waren die Arbeitgeber auf flexible Arbeitszeiten und -tage eingestellt. Es war kein Problem spontan auf ein Festival oder zu Freunden zu fahren, ebenso eine Woche Zuhause zu campieren weil man eine Abgabefrist verschwitzt hatte. Es gab immer Kolleg/innen mit den gleichen Wünschen die mit einem getauscht haben. Natürlich bekommt man weniger Geld für weniger Stunden, aber es lohnt sich sehr.
    Eine Vollzeitstelle hat mich sehr unglücklich gemacht und wenn meine Familie komplett ist, werde ich natürlich nicht mehr die gleichen Freiheiten wie in meiner Studentenzeit haben, aber ich möchte mir gerne die Zeit für mein Kind genauso frei gestalten können.
    Zudem finde ich, verpasst man sein Leben, wenn man zu der Rush Hour im Verkehr festklemmt und anschließend völlig platt aufs Sofa fällt. Nur damit man sich das Auto leisten kann um auf die Arbeit zu kommen, oder die neuste Fast Fashion 😉 Aber dazu brauch ich nicht ausholen.
    Ganz liebe Grüße!

    1. Hey Änna,

      das ist ein ganz wichtiger Punkt den du ansprichst: Man verpasst tatsächlich das Leben! Zumindest kann ich von den 6,5 Jahren in denen ich nonstop Vollzeit gearbeitet habe nicht sagen, dass ich „wirklich gelebt“ hätte. Ich fuhr zur Arbeit, war dort 8 oder mehr Stunden und fuhr nach Hause. Danach war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Und am nächsten Tag wiederholte sich das Ganze. Und täglich grüßt das Murmeltier.

      Ich finde es gut, dass du das im Vorfeld schon so genau weißt – da bist du vielen voraus, meine Liebe. 🙂

      Ich freue mich schon deine kleine Familie kennen zu lernen. 🙂

      Alles Liebe, fühl dich gedrückt.
      Kerstin

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