Montag, 08.01.2018 – Sonntag, 14.01.2018
Diese Woche stand ich klamottenmäßig vor einer Herausforderung: Die Arbeitswelt hat mich wieder. Das macht die tägliche Klamottenwahl nochmal schwieriger, und das obwohl wir keinen Dresscode oder ähnliches in der Firma haben. Aber ich habe da einige Schätzchen im Schrank, die ich auf der Arbeit nur sehr ungern tragen würde. Herzlich willkommen zu Woche 2 meines Kleiderschrank-Experiments.
Was passiert eigentlich wenn ich im Bud Spencer-T-Shirt zur Arbeit komme? Was denken wohl meine Kolleginnen und Kollegen und vorallem mein Chef? Würde es ihnen überhaupt auffallen? Ein wenig Angst bzw. Bedenken hatte ich schon. Den Test habe ich an meinem ersten Arbeitstag gemacht und siehe da – so schlimm war es gar nicht. Man muss das ungeliebte Stück nur gut kombinieren.
Allerdings ist kombinieren etwas, was ich noch nicht ganz so gut kann. Welche Farbe passt dazu? Was sieht gut aus? Das stellt mich oft genug vor eine Herausforderung – und manchmal sorgt es dafür, dass ich mich mit meiner Auswahl letztendlich gar nicht wohl fühle. Wie oft habe ich schon in Restauranttoiletten vor dem Spiegel gestanden und dachte „Soll ich die Ohrringe dazu doch lieber ausziehen?“, „Hätte nicht Kette XY besser dazu gepasst?“ – oft reine Unsicherheit.
Auch ich kann mich nicht von gelegentlichen Vergleichen freisprechen, obwohl ich das viel häufiger an mir abprallen lassen und meine Outfits lieber mit Überzeugung tragen sollte. Aber genau deswegen mache ich dieses Experiment hier: Dinge die nicht mehr zu mir passen können gehen. So habe ich vor Jahren schon sämtliche Sprüche-T-Shirts aus meinem Kleiderschrank aussortiert. Sprüche-T-Shirts waren früher lustig. Das T-Shirt mit dem Aufdruck „Leg dich nicht mit mir an ich kann Sudoku“ war zwar ein Geschenk meines Bruders über das ich mich auch gefreut habe, jedoch habe ich das T-Shirt nie getragen. Als Erinnerung habe ich ein Foto davon gemacht und das T-Shirt ansich gespendet. Es ist einfach viel zu schade so viele Klamotten zu haben die ich – wenn ich ehrlich zu mir selbst bin – nicht tragen möchte. Wenn ich es weggebe habe ich hingegen die Chance, dass es bei einer anderen Person ein Zuhause findet, die es gerne und mit Überzeugung trägt und bei der es keine Schrankleiche ist, die nur verstaubt.
Zur Erklärung
Die Passform habe ich in drei Kategorien eingeteilt: locker, passend und eng. Ausschlaggebende Frage, die ich mir hierbei stelle ist: Wie sitzt das Kleidungsstück an meinem Körper?
Auch die Länge habe ich in drei Kategorien eingeteilt: super, mäßig und kurz. Ausschlaggebende Frage, die ich mir hierbei stelle ist: Wie ist die Länge des Kleidungsstückes an meinem Körper?
In der Rubrik Material werde ich lediglich das Hauptmaterial aufführen, wenn es auf dem Etikett noch lesbar ist. Ein wichtiger Punkt für mich ist außerdem die Waschbarkeit. Waschen muss bei mir unkompliziert möglich sein, am besten sind die Kleidungsstücke auch trocknergeeignet. Unter Sonstiges werde ich alle anderen Dinge eintragen die mir weiterhin auffallen.
Montag
Für meinen heutigen Tag unterwegs habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: ein T-Shirt mit tiefem V-Ausschnitt und Schleife im Rücken, das sich farblich zwischen korallfarben und dunkelrosa bewegt. Dieses T-Shirt hatte ich lange nicht an, da es mir für den Winter aufgrund des großen Ausschnittes nicht sonderlich geeignet erscheint und in meinem Kleiderschrank immer weiter nach unten rutschte. Getragen habe ich es als ich mit den Mädels der Female Future Force-Community zusammengesessen habe. Mit diesem T-Shirt war ich total overdressed, während alle anderen hochgeschlossen und in gedeckten Farben angezogen waren. Und ja, auch ich bin nicht dauerhaft frei von Vergleichen, auch wenn ich ganz genau weiß wie unglücklich diese machen können. Argh. Die Schleife im Rücken habe ich beim Auto fahren gemerkt – etwas unangenehm. Ansonsten finde ich das T-Shirt für den Sommer echt toll.
Passform: locker
Länge: super
Material: Polyester / Viskose, angenehm
Waschbarkeit: 30°, nicht trocknergeeignet
Sonstiges: Schleife im Rücken
Dienstag
Für meinen heutigen Tag zuhause habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck „what to wear?“. Tatsächlich stehe ich ziemlich häufig vor meinem Kleiderschrank und frage mich „Was ziehe ich an?“, deswegen fand ich den Spruch umso passender und „musste“ das T-Shirt haben. Und ich habe es tatsächlich oft an, wenn ich mir diese Frage stelle. Es lässt sich auch einfach super kombinieren und passt zu fast allem, auch einen Blazer hatte ich hierzu schon an, also ist dieses Kleidungsstück sowohl sportlich als auch schick kombinierbar und genau solche Oberteile brauche ich in meinem Kleiderschrank.
Passform: passend
Länge: super
Material: Baumwolle, angenehm
Waschbarkeit: 30°, nicht trocknergeeignet
Sonstiges: –
Mittwoch
Für meinen heutigen letzten Urlaubstag habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: ein schwarzes Top mit Spitze an Trägern und Rücken. Dieses Top hatte ich zwischenzeitlich in dreifacher Ausfertigung. Leider ging die Spitze an Trägern und Rücken bei zwei der drei Tops im Trockner kaputt (ja, jetzt weiß ich es auch: nicht trocknergeeignet!) weswegen ich jetzt nur noch eines davon übrig habe. Links und rechts auf Hüfthöhe befinden sich jeweils zwei Zipfel, die in der Mitte gespalten sind, also aus zwei Enden bestehen (himmel, ist das schwierig zu beschreiben!). Auf dem Foto sieht man es leider schlecht, ich werde ab nächster Woche bei dunklen Oberteilen versuchen keine dunkle Hose zu tragen. Durch die ausgefallene Form ist das Top leider nicht mit allem gut kombinierbar. Im Sommer trage ich es allerdings gerne – wenn ich es z.B. ohne Jacke tragen kann.
Passform: passend
Länge: super
Material: Baumwolle, angenehm
Waschbarkeit: 30°, nicht trocknergeeignet
Sonstiges: schlecht kombinierbar
Donnerstag
Für meinen heutigen ersten Arbeitstag habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: ein dunkelgrünes T-Shirt mit schwarzem Bud-Spencer-Aufdruck. Ein bisschen Bedenken hatte ich schon, es heute auf der Arbeit zu tragen. Aber keinem ist es aufgefallen, wahrscheinlich hat der Blazer einiges wieder wettgemacht. Dieses T-Shirt habe ich schon sehr lange in meinem Schrank, aber habe mich nie wirklich getraut es zu kombinieren. Dabei funktioniert das, wie ich jetzt merken durfte, erstaunlich gut. Es hat mich wirklich stark gewundert, dass es keinem aufgefallen ist, ich meine, gut das T-Shirt ist auch sehr dunkel und der Aufdruck nur einen Ticken dunkler, meine Mutter hatte sogar gemeint ich sähe sehr schick damit aus. Vielleicht sollte ich meine Einstellung zu diesem T-Shirt ändern und es häufiger tragen. Denn anscheinend steht es mir besser als ich dachte.
Passform: locker
Länge: super
Material: Baumwolle, angenehm
Waschbarkeit: trocknergeeignet
Sonstiges: –
Freitag
Für meinen heutigen Arbeitstag habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: eine schwarze Bluse mit Ärmeln aus Spitze und einem V-förmigen Netzeinsatz als Ausschnitt. Nach der Arbeit habe ich in diesem Outfit auch einen Stammtisch besucht. Den ganzen Abend ist das Oberteil so verrutscht, dass man am Ausschnitt mehr sehen konnte als ich es mir gewünscht hätte – ich war also wieder am zupfen. Da mir das Oberteil ansonsten sehr gut gefällt und ich mich schockverliebt hatte, werde ich darüber wegsehen. Vielleicht sollte ich zukünftig darunter etwas anders tragen, damit es mir ein Stück weit egal sein kann und ich mir keine Gedanken darüber machen muss, wenn etwas verrutscht.
Passform: passend
Länge: mäßig
Material: Viskose, angenehm
Waschbarkeit: 30°, nicht trocknergeeignet
Sonstiges: Zuppeloberteil
Samstag
Für meinen heutigen Tag zuhause habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: ein schwarzes Top mit kettenähnlichen Trägern und Totenkopf-Aufdruck an beiden Seiten. Dieses Top habe ich absichtlich ohne Jacke drüber fotografiert, damit man den Aufdruck an der Seite etwas sehen kann. Totenköpfe hättest du mir gar nicht zugetraut, oder? *kicher* Das Oberteil gefällt mir – auch wenn es ansich so gar nicht meinem eigentlichen Stil entspricht – unheimlich gut. Insgeheim glaube ich, dass mich mein innerer Rebell dieses Top hat kaufen lassen. Also der Teil meiner Persönlichkeit, der gerne „anders“ ist. Anders kann ich mir diesen Kauf nicht erklären.
Passform: passend
Länge: super
Material: Baumwolle, angenehm wenn die kettenähnlichen Träger angewärmt sind
Waschbarkeit: Handwäsche, nicht trocknergeeignet
Sonstiges: –
Sonntag
Für meinen heutigen Tag unterwegs habe ich mir dieses Oberteil ausgesucht: ein khakifarbenes T-Shirt mit dem Aufdruck „die ärzte Fans gegen rechts“. Ohje, T-Shirts mit politischer Aussage sind so gar nicht mehr meins, wobei – waren sie das jemals? Warum habe ich dieses Kleidungsstück gekauft und noch viel schlimmer, warum habe ich es so lange in meinem Schrank behalten? Damit möchte ich nicht gesehen werden, weder privat noch auf der Arbeit. Für heute ist es okay, es ist Wochenende – aber ich werde eine Jacke drüberziehen, damit ich bloß nicht damit gesehen werde. Nicht, dass man mich noch vermöbelt oder Ähnliches. Selbst wenn ich so denke, möchte ich keine derartige Meinung auf meinen Klamotten zur Schau stellen. Hinzu kommt, dass der Kragen so eng am Hals ist, dass ich damit jedes Mal meine Frisur ruinieren würde beim Anziehen. Das T-Shirt hängt wie ein Sack an mir, völlig formlos. Es wird nicht schwer mich davon zu verabschieden.
Passform: locker
Länge: super
Material: Baumwolle, angenehm
Waschbarkeit: 40°, nicht trocknergeeignet
Sonstiges: Kragen zu eng
Fazit
Es ist ein komisches Gefühl keine Wäsche waschen zu „müssen“. Normalerweise habe ich das einmal in der Woche getan, es war eine Art Ritual Sonntags zu waschen und pünktlich zum Wochenanfang alles wieder tragen zu können. Mein Wäschekorb ist aktuell etwa 3/4 voll, da ist noch Luft nach oben. Sobald der Wäschekorb voll ist, werde ich die Waschmaschine bemühen und die bereits getragenen Sachen anschließend im untersten Fach meines Kleiderschranks verstauen. 2018 habe ich die Waschmaschine tatsächlich erst ein einziges Mal benutzt – und da waren es Handtücher.
Was mich verwundert ist, dass ich mich seit dem Experiment kein einziges Mal vollgekleckert habe und somit noch nicht aus der Not heraus waschen musste. Was ist da los? Sonst bin ich das Fleckenmonster schlechthin. Schokolade, roter Saft, Tomatensoße – normalerweise landet das alles auf meinen Klamotten. Egal was ich esse oder trinke – meine Klamotten haben etwas davon.
Vor dem Experiment habe ich bewusst darauf verzichtet meine Oberteile zu zählen. Das wird für mich wahrscheinlich auch am Ende eine Überraschung wie viele es wirklich sind. Denn genau das ist Teil des Experiments: Zu sehen, dass alles schon da ist.
So langsam frage ich mich ob überhaupt irgendetwas von meinen Klamotten trocknergeeignet ist. Was das angeht bin ich echt ein wenig geschockt. Einige Teile hatte ich jahrelang immer mit im Trockner – ob sie mir das verzeihen? Bisher habe ich erst ein einziges T-Shirt gezählt, das trocknergeeignet ist. Wahnsinn!