1 Jahr fernsehfrei

2017 habe ich einige Dinge in meinem Leben verändert – ich hatte schließlich genug Zeit. Unter anderem habe ich aufgehört fernsehen zu schauen. Dieser Beitrag ist der sechste einer Reihe, die es im Laufe des Jahres mit insgesamt acht Beiträgen geben wird und die ich jeweils mit den Worten „1 Jahr“ und dem jeweiligen Thema kennzeichnen werde. Viel Spaß beim Lesen wünsche ich dir.

Leben ohne TV-Konsum.

Mehr oder weniger zufällig bin ich zu dem Thema fernsehfrei gekommen. Als ich am 13.06.2017 von einer meiner Berlin-Reisen zurückkam, war ich bereits Opfer der DVBT-Abschaltung geworden und empfing nur noch die öffentlich-rechtlichen Sender. Ausgesucht habe ich es mir also eher nicht, es hat mich eher ziemlich überrascht. Der Banner mit der Meldung ist zwar schon einige Wochen vorher über meinen Fernsehbildschirm geflackert, jedoch wusste ich nicht welche Ausmaße dies haben würde.

Meine Flimmerkiste lief seit Jahren nur noch für Grey’s Anatomy und gute Filme, wenn welche im Free-TV gezeigt wurden. Mittlerweile habe ich entdeckt, dass ich Grey’s Anatomy über die Pro Sieben-App auch übers Handy schauen kann. Selbst hier bin ich also nicht auf das TV-Gerät angewiesen. Die letzte Folge habe ich beispielsweise im ICE von Hamburg nach Frankfurt geschaut. Ob schon mal jemand ein TV-Gerät mit in den ICE geschleppt hat um Filme zu gucken? Die irritierten Blicke wären sicher.

Einfach so als Hintergrundgeräusch hatte ich das TV-Gerät ohnehin nie an, viel lieber höre ich Musik. In den letzten Wochen darf diese sogar gerne instrumental sein – umso besser kann ich mich auf das konzentrieren was ich tun möchte und lasse mich nicht vom Gesang ablenken. Besonders gerne höre ich zurzeit einen ganz bestimmten Jazz Live Stream auf Youtube, der entspannende Jazz Musik spielt.

Alternativen zum TV-Konsum?

Was aber mache ich nun, statt das Fernsehprogramm zu bemühen? Christian Bischoff bezeichnet Fernseher auch liebevoll als Einkommensvernichtungsmaschine. Und es stimmt: In der Zeit in der ich früher vor der Glotze gesessen habe und mich habe berieseln lassen, hätte ich längst an meinen Träumen, Plänen und Zielen arbeiten können. Aber das habe ich nicht. Weil vorm Fernseher zu sitzen bequemer ist. Weil sich berieseln zu lassen bequemer ist als selbst zu denken.

Das TV-Gerät steht noch in meiner Wohnung, ich nutze es nur nicht mehr, deswegen würde ich sagen, dass ich „nahezu fernsehfrei“ lebe. Seit ich nahezu fernsehfrei lebe war ich mich immer mal wieder mit einer mir nahestehenden Verwandten in Diskussion. Sie versteht einfach nicht, warum ich mir kein zusätzliches Gerät anschaffe, damit ich wieder schauen kann (ich kann euch gar nicht genau sagen wie dieser kleine Kasten heißt – weil es nichts gibt was mich weniger interessieren könnte).

„Weil ich das nicht möchte.“

… konnte sie nicht verstehen. Sie selbst sitzt täglich über vier Stunden vor dem Fernsehgerät. „Was soll ich denn sonst tun?“ Das klang vorwurfsvoll. Kann ich etwa etwas dafür? Diese Aussage kann ich wiederum überhaupt nicht verstehen – bei mir persönlich gibt es so gut wie nie Langeweile. Ich könnte Werbung für Hornbach laufen: Ich habe immer irgendetwas zu tun. Darin mich selbst zu beschäftigen war ich schon immer sehr gut. Sobald ich eine Aufgabe fertig habe oder andere Projekte interessanter werden suche ich mir die nächste Herausforderung. Zugegeben: Manchmal ufert es etwas aus. Aber ich bemühe mich das was ich mir vornehme abzuschließen. Gerade vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem sehr guten Freund zum Thema „der Friedhof der unveröffentlichten Projekte“. Aber man stelle sich vor wie das Ganze aussähe wenn ich noch fernsehen würde. Bestimmt nicht besser. Dafür stehe ich mit meinem Namen. Oder so.

Streamingdienste und DVD-Verleih.

Da ich mich schon als ich noch Fernsehen konnte erfolgreich geweigert habe einen der Streamingdienste zu abonnieren, war es für mich nur ein kleiner Schritt zu sagen

„Okay, dann gucke ich eben kein Fernsehen mehr!“

Herausforderung angenommen. Auch während meiner fernsehfreien Zeit konnte ich mich für die zahlreichen Streamingdienste nicht begeistern, Netflix und wie sie alle heißen. Brauche ich nicht, will ich nicht. Wenn ich Filme schauen möchte, kann ich mir diese über den DVD-Verleih ausleihen. Nachdem es nun Lovefilm seit über einem Jahr nicht mehr gibt habe ich zwischenzeitlich einen anderen DVD-Verleih gefunden und mich dort vor ein paar Wochen angemeldet. Aktuell scheitert es aufgrund von vielen abendlichen Terminen und Vorhaben eher daran, dass ich selbst diese Filme nicht schaue(n kann). Dabei schaue ich ansich ganz gerne mal einen Film. Allein schon zum Abschalten habe ich in den letzten Wochen und Monaten oft genug gemerkt, dass mir manchmal der Ausgleich fehlt. Nicht das sinnlose Sender wechseln sondern einen wirklich guten Film genießen. Eventuell sogar mit Chips und Knabberkram gepaart – zumindest wenn es sich dann noch von Genuss sprechen lässt. Viele Filme, die ich gerne und häufig schaue, habe ich auch auf DVD zuhause. Hier unterscheide ich ganz klar zwischen Fernsehprogramm und Filmen.

Gleichgesinnte.

Gleiches zieht Gleiches an: In den letzten Monaten lerne ich auch immer wieder Menschen kennen, die ebenfalls kein Fernsehen mehr schauen. Ein paar davon haben tatsächlich auch gar keinen Fernseher (mehr) zuhause bzw. hatten nie einen. Es geht eben auch komplett ohne.

Wie jetzt, du hast noch einen Fernseher?

Meine Flimmerkiste steht noch in meiner Wohnung. Zwischenzeitlich hatte ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt sie zu verkaufen, hatte mich dann aber doch (erstmal) dafür entschieden mir ein HDMI-Kabel anzuschaffen. So kann ich den Laptop an den Fernseher anschließen und – theoretisch – meine Filme auf dem Fernseher schauen. Jedoch sind die Male an denen ich das wirklich getan habe recht überschaubar. Hey, immerhin habe ich ausprobiert ob es funktioniert – wahrscheinlich war das schon viel.

Zukunft & die WM.

Vermisse ich es fern zu sehen? Bisher kann ich dazu ein klares „Nein!“ als Antwort geben. Was aber geschieht, wenn jetzt die WM startet? Nun – solange die Spiele in den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen werden sehe ich hier kein Problem. Und wenn es nicht übertragen wird muss ich das Spiel auch nicht sehen. So einfach kann das sein. Und ansonsten gibt es ja noch Restaurants mit Fußball-Übertragung, Public Viewing und die Fernseher von Freunden und Familienmitgliedern.

Wie siehst du das ganze Thema – Fernsehen oder lieber kein Fernsehen?


Der nächste Beitrag aus dieser Serie erscheint am 01.09.2018.

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